„… exzellent und spannend gespielte Filmhandlung, durch die meisterhafte, selbst komponierte musikalische Begleitung gekonnt untermalt.“
Stummfilm – Repertoire
- F.W. MURNAU/ Nosferatu / Tartüff / Schloss Vogeloed / Faust
- FRITZ LANG/ Dr. Mabuse, der Spieler / Metropolis
- R. SIODMAK; E.G. ULMER;B. Wilder/ Menschen am Sonntag
- L. BUÑUEL; S. DALI/ Ein andalusischer Hund
- R. J. FLAHERTY/ Nanuk, der Eskimo
- L. RIEFENSTAHL; B. BALÁZS/ Das Blaue Licht
- BRÜDER LUMIÉRE/ Kurzfilme
- A. KAURISMÄKI/ *Juha
- G.W. PABST/ Geheimnisse einer Seele/ *Der Schatz
- GERHARD LAMPRECHT/ *Unter der Laterne
- KURT BERNHARDT/ *Die Frau, nach der man sich sehnt
- W. RUTTMANN/ *Berlin. Die Sinfonie der Großstadt / *Dort wo der Rhein
- H.W. KORNBLUM/ *Wunder der Schöpfung
- R. WIENE/ Das Cabinet des Dr. Caligari / Genuine
- I. HEDQVIST/ *Die Wallfahrt nach Kevelaer
- F. OSTEN/ Shiraz – Das Grabmahl einer grossen Liebe
- W. KAHN/ Der grüne Vampyr
- H. BILROSE/ Das Luxusweibchen
- P. LENI/ *Das Wachsfigurenkabinett
- H.O. LÖWENSTEIN/ Beethoven
- A. DOWSCHENKO/*Erde
- E. ILLES/ Frauen, die nicht heiraten sollten; Seine gelehrte Frau
- L.R. BORGNETTO/ V. DENIZOT/ *Maciste
- M. Stiller/*Erotikon
- C. Chaplin/* Die Rollschuhbahn / Der Champion
- L. Kulesov/ Die seltsamen Abenteuer des Mr. West im Lande der Bolschewiki
- W. Wolff/ Moral
- H. Madsen/ Mod lyset (Der Fackelträger)*
- U. Gad/ Abgründe*
Soloimprovisation/ *improvisiert mit TRANSFORMER
Live Sound Mitschnitte von TRANSFORMER und Sabine Zimmer
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Stummfilmpianistin & Improvisatorin
Wie arbeitet eine Stummfilmpianistin?
Wenn ich mir einen Stummfilm das erste Mal anschaue, entsteht in mir als Betrachter eine ganz subjektive Wahrnehmung, oder man kann auch sagen: meine persönliche Interpretation des Films. Meist tauchen dann auch gleich die ersten konkreten musikalischen Ideen auf – welche Person oder Situation eine bestimmte Emotion erweckt und wie ich diese am besten transportieren kann, welche Klänge passen dazu oder spiele ich bewusst einen Bruch/Widerspruch? Danach probiere ich einzelne Szenen des Films aus, funktioniert meine Musik dazu oder nicht? Manchmal, wenn ich vom Ergebnis nicht so überzeugt bin, lasse ich den Film auch erst einmal „ruhen“ und probiere in einem zweiten Anlauf ganz andere Ideen aus. Es gibt andererseits auch die Situation, dass ich einen Film vorher nicht gesehen habe und völlig frei und blind für die Tastatur ohne jegliche Vorbereitung die Musik dazu improvisiere.
Das sind ganz spezielle Erfahrungen für mich, diese Aufführungen sind sehr intensiv, das musikalische Ergebnis einzigartig und oft sogar viel spannungsgeladener.
Aber wie funktioniert das denn genau?
Die Musik zu einem Stummfilm zu spielen, bedeutet für mich das kreative Neu-Schöpfen im Moment. Die Musik soll die Emotionen und Gefühle, welche die Bilder beim Zuschauer erzeugen, transportieren, untermalen, verstärken, deutlich machen, hörbar und erlebbar werden lassen.
Natürlich gibt es Überlegungen und musikalische Themen, was passt zu einer Figur oder einer Szene – doch das freie ungefilterte Spiel ist mir überaus wichtig. Dadurch bleibt die Musik authentisch und lebendig-spontan. Eine vorgefertigte Struktur oder Komposition birgt auch immer die Gefahr, beim Spielen in eingefahrene Spuren zu gelangen und „nur“ wiederzugeben. Wenn ich jedoch frei spiele, ist der Moment, der Zufall immer gegenwärtig und ich fange an, im klassischen und auch kindlichen Sinn, zu spielen. Manchmal ergibt sich die Situation, dass ich einen Film spiele, ohne ihn vorher gesehen zu haben und das Ergebnis kann dabei die beste Version sein.
Improvisation – die Musik entsteht während des Spielens. Das Klavier bietet alle Möglichkeiten, vom vollen Klang eines Orchesters, über die Fähigkeit einzelne Stimmen zu imitieren und zu „singen“ wie eine Violine oder Flöte, bis hin zum Spiel in den Saiten und mit dem Korpus -die Ausdrucksmöglichkeiten der Schlag- und Rhythmusinstrumente.
Was fasziniert Dich an Stummfilmen?
Es ist die Langsamkeit und Entschleunigung im Vergleich zu kommerziellen heutigen Filmen. Die Stummfilme leben, vergleichbar mit einem Theaterstück, durch sorgfältige Inszenierung des Geschehens und vor allem durch die Ausdruckskraft der Schauspieler. Die Mimik und Gestik der Hauptdarsteller muss alles sagen können – ohne Worte, allein durch einen Blick, ein Hochziehen der Augenbraue, ein Stirnrunzeln. Das ist eine große Kunst. Zumal sind viele Filme aus der Zeit nicht kurz, sondern sehr lang, mit Musik erwachen sie zum Leben und sind dabei äußerst spannend, ganz ohne Spezialeffekte, aufwendige Technik und Action. Und nicht zuletzt bin ich ein Fan von Schwarz-Weiß – das Spiel von Licht und Schatten, die Kontraste, das Wesentliche steht hier viel mehr im Vordergrund – keine Farbe die ablenken könnte.
How does a silent film pianist work?
Watching a silent film for the first time creates a subjective perception in me, or you could also say: My personal interpretation of the film. Often, first concrete musical ideas usually come up right away – which person or what situation spark a certain emotion and how I can transform this best? Which sounds fit or do I intentionally play a break/inconsistency? After that I try out individual movie scenes. Will my music fit or not? Sometimes, in case the result is not convincing I let the film rest, too. In a second attempt I try out completely different ideas. On the other hand it can happen that I haven’t seen a film before. Then I improvise completely free and blind for the keys and without any preparation.
These are very special experiences for me, these performances are very intensive and the musical result is unique and often even more suspenseful.
But how does this work exactly?
Playing the music for a silent film means creating at the moment. The pictures generate emotions and feelings among viewers. The music is supposed to transport, accompany, intensify, illustrate, make them audible and bring them to life. Of course there are considerations and musical themes: What fits to a figure or a scene? But the free unfiltered playing is very important to me. That way the music stays authentic and vividly spontaneous. A given structure or composition always also bears the risk getting in traditional paths and “only” performing. However, when I am playing freely, the moment and coincidence are always present and I start playing in a classical as well as childlike sense. Sometimes, I accompany a film without seeing it before. The result may be the best version.
Improvisation – the music is being created while playing. The piano offers all kinds of possibilities: From the sound of an orchestra, having the capability to imitate individual voices and to “sing” like a violin or flute as well as playing with the strings and the corpus as means of expression for beat and rhythm instruments.
What fascinates you about a silent film?
It is the slowness and deceleration, in comparison to today’s commercial movies. Like a theater, the silent films live from a precise production and especially from the expressiveness of the actors. The facial movements and gestures of the leading protagonists have to be able to express everything – without words, solely through a look, a raising the eye brows, a frown. This is great art. Especially, since many movies from that era are not short, but very long. With music they come to life and are exciting, without any special effects, complex technology or action. And last but not least, I am a fan of black and white movies. The interplay of light and shadow, the contrasts and the essentials are a lot more the focus of attention – no color that could distract.